Zum Patroziniumsfest ihres Ordens konnten die Mariahilfer Paulinermönche in der Hl. Messe um 10.00 Uhr als Hauptzelebranten und Prediger den Weihbischof im Erzbistum München und Freising, Rupert Graf zu Stolberg, begrüßen.
Vier Tage nach dem Namenstag des hl. Paulus feierten die Pauliner in der Wallfahrtskirche Mariahilf gemeinsam mit ihrer Kirchengemeinde das Paulusfest. Pater Paul freute sich besonders, den Weihbischof von München und Freising, Rupert Graf zu Stolberg, und den Generalvikar der Diözese Passau, Prälat Dr. Klaus Metzl, begrüßen zu dürfen und hieß alle Gläubigen wie auch seine Mitbrüder Pater Sebastian und Bruder Christoph herzlich willkommen. Dann stellte er seinen Ordenspatron, den heiligen Paulus von Theben, kurz vor: als ein Beispiel dafür, dass man Gott in seinem Leben finden kann. Doch, so führte Pater Paul weiter aus, Gott habe nicht nur den hl. Paulus gerufen, sein Ruf ginge auch an uns. Für unser Leben als Christen im Alltag wolle Gott uns mit seinem Wort und den Gaben der Eucharistie Kraft geben und Mut machen. Anschließend bat Pater Paul um das Gebet für neue Berufungen in den Paulinerorden.
Der Weihbischof äußerte seine Freude darüber, wieder in Mariahilf zu sein – an dem Ort, mit dem ihn viele Erinnerungen verbinden und „der eine wichtige Rolle“ für ihn und sein Glaubensleben gespielt habe. Solche schönen Erinnerungen seien eine Stärkung für den Blick in die Zukunft, Grund zur Dankbarkeit für Gottes Begleitung in der Vergangenheit und für die berechtigte Hoffnung, dass er dies auch in Zukunft tun werde. Allen empfahl er, sich in dieser Eucharistiefeier stärken und vom hl. Paulus von Theben inspirieren zu lassen und sich voll Zuversicht der Gottesmutter Maria anzuvertrauen.
„Was kann uns eine Gestalt wie Paulus von Theben, der erste Einsiedler, der erste Eremit, heute noch mit auf den Weg geben für unser Leben?“ Diese Frage stellte der Weihbischof an den Anfang seiner Predigt. Zweifel an der Existenz des hl. Paulus von Theben tat er als ein wenig zu gewagt ab, denn dagegen spräche eine wichtige Rolle des hl. Paulus, die in der vom Hl. Hieronymus überlieferten Begegnung mit dem Mönchsvater Antonius angedeutet sei.
Der hl. Wüsteneremit Antonius werde heute als der große Gründer des christlichen Mönchstums verehrt, aber er musste erkennen, dass der hl. Paulus schon vor ihm das Eremitenleben in der Wüste gefunden hatte. So könne der hl. Paulus als Wegbereiter für den hl Antonius gelten. Aber – so der Weihbischof – es wäre der hl. Antonius gewesen, mit dem sich das Mönchstum wirklich etablieren konnte – bis im 13. Jahrhundert die Gründer des Paulinerordens den hl. Paulus zu ihrem Ordenspatron erkoren haben. In so einer Wegbereiter-Rolle sah der Weihbischof eine Relevanz auch für unsere Zeit und unser Leben: Zwar sei nicht jeder Christ zum großen Helden, zum großen Heiligen geboren, dennoch könne er Wegbereiter werden und z.B. die Kirche durch einen wertvollen Impuls voranbringen. Das veranschaulichte der Weihbischof aus eigener Erfahrung: Auch er habe Menschen getroffen, die ihm auf seinem Weg zum Priestertum bewusst oder unbewusst Mut zugesprochen hätten.
Der Weihbischof nannte noch einen zweiten Grund, worin der hl. Paulus uns heute noch Anregung geben könne: Er musste wegen einer Christenverfolgung in die Wüste fliehen, aber dann entdeckte er in der Zurückgezogenheit im Gebet für sich seine Lebensform. Das sich immer wieder in die Stille Zurückziehen, stellte der Weihbischof fest, sei auch heute „für das persönliche Glaubensleben wie auch für das Leben der Kirche insgesamt“ oft sehr notwendig.
Schon dem Propheten Elia habe Gott geraten, sich vor seinem Auftreten als Prophet in die Verborgenheit zurückzuziehen und ihn dann – ebenso wie der Legende nach den hl. Paulus – mittels eines Raben versorgt.
Gott kümmere sich genauso um uns, um die Kirche. So sei es mitunter besser, nicht alles sofort selber in die Hand nehmen zu wollen, sondern „sich in die Stille zurückzuziehen, sich dort von Gott stärken zu lassen, dort im Gebet sich von Gott die Marschrichtung zeigen zu lassen“. Die Notwendigkeit solchen Handelns erklärte der Weihbischof am aktuellen Problem der Kirchenaustritte. Er riet davon ab, sofort „in Aktionismus zu verfallen“. Es sei eher ratsam, in der Stille auf Gott zu hören. Denn Gott habe die besseren Ideen. Dies gelte nicht nur für die Zukunft der Kirche, sondern auch für das Leben eines jeden von uns. Ein Ort für den Rückzug in Gebet und Stille sei die Wallfahrtskirche Mariahilf. Die Gnadenmutter lenke immer den Blick auf ihren Sohn Jesus Christus, und so könne man „im Herzen spüren, was zu tun ist, wie es weitergehen kann“.
Den Paulinerorden bezeichnete der Weihbischof als eine gelebte Verbindung von Kontemplation und dem Hinausgehen in die Seelsorge. Dafür dankte er den Paulinern. Dankbar sei er der Gottesmutter, die über die Stadt wache und ebenfalls allen Gottesdienstbesuchern, die an diesem Gnadenort „den Glauben bezeugen, leben und feiern“.
„So hoff‘ ich, dass ich heute nicht zum letzten Mal hier bei Ihnen gewesen sein werde, sondern immer wieder ein Teil dieser Gemeinschaft rund um Mariahilf sein darf“, fügte der Weihbischof abschließend hinzu.
Dass der Weihbischof und seine Mutter – Frau Gräfin zu Stolberg, die ihn von München her begleitet hatte – immer noch ein Teil dieser Mariahilf-Gemeinschaft sind, zeigte sich deutlich in den vielen Freunden, früheren Nachbarn, Bekannten, ehemaligen Ministranten und Wegbegleitern und -bereitern, die nach dem Gottesdienst warteten, Hände schüttelten, umarmten, Erinnerungen austauschten und dankbar Glück und Segen wünschten.