Gedenken im Gebet an Mozarts Beten auf Mariahilf
Gedenken im Gebet an Mozarts Beten auf Mariahilf
Steintafel erinnert an den Besuch des Komponisten als Sechsjähriger in der Wallfahrtskirche
Von Bernhard Brunner
Den 229. Todestag von Wolfgang Amadeus Mozart hat Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg, ehemaliger Intendant der Festspiele Europäische Wochen in Passau, zum Anlass genommen, eine Gedenktafel zur Erinnerung an einen großen Augenblick für die Wallfahrtskirche Mariahilf enthüllen zu lassen. Es soll auf das Gebet des musikalischen Wunderkindes mit seiner Schwester „Nannerl“ und den Eltern 1762 an der Pilgerstätte hoch über der Dreiflüssestadt für die Genesung eines kranken Kindes eines Salzburger Freundes der Familie hinweisen. Jedes Gebet sei „ein Schritt auf Gott hin“, mahnte Generalvikar Josef Ederer beim anschließenden Adventsgottesdienst mit Musik.
„Im September 1762 betete hier in dieser Kirche Wolfgang Amadeus Mozart zusammen mit seiner älteren Schwester Maria Anna, genannt „Nannerl“, und seinen Eltern Leopold und Anna Maria“ – so steht es, auf der Steintafel eingraviert, rechts neben dem Eingang zur Wallfahrtskirche Mariahilf geschrieben. Überliefert ist diese Tatsache allein durch einen Brief, den Vater Leopold an seinen Freund und Hausherrn in der Getreidegasse 9 in Salzburg, Lorenz Hagenauer, am 3. Oktober 1762 aus Linz geschrieben hat, wie Freiherr von Freyberg erzählte. Darin heiße es, dass das Versprechen eingelöst worden sei, für Hagenauers schwer erkrankten Sohn Johann Lorenz zu beten.
Der Initiator der Anbringung der Gedenktafel machte in diesem Zusammenhang auf das von Pierre Soldatenko, ehemaliger Mitarbeiter der Festspiele Europäische Wochen Passau, im Zusammenarbeit mit ihm verfasste Büchlein „Auf den Spuren der Familie Mozart in Passau“ aufmerksam, das 2011 im Verlag von Karl Stutz erschienen ist. Anlass zu dessen Veröffentlichung sei der 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart im Jahre 2006 gewesen, der von den Festspielen mit einem einzigartig umfassenden Programm kunstsparten- und länderübergreifend in Deutschland, Österreich und Tschechien unter dem Motto „Hommage an Mozart“ begangen worden sei. Im Übrigen rief von Freyberg auch den 300. Geburtstag Leopold Mozarts 2019 in Erinnerung.
Nach der Enthüllung der Tafel durch den Sponsor Karl Wißpeintner, Mitbegründer des weltweit agierenden Unternehmens Micro-Epsilon Messtechnik in Ortenburg, zitierte Freiherr von Freyberg aus einem Interview mit der Geigerin Anne-Sophie Mutter in Deutschlands größter Musikfachzeitung, der Neuen Musikzeitung, unter dem Titel „Wodurch man fürs ganze Leben lernt“ folgenden Satz der Ausnahme-Virtuosin über den Meister aus Salzburg: „Mozart ist der Inbegriff des Genies, der Lebensfreude und des dem Leben zugewandten Menschen, der, aus welchen unergründbaren Tatsachen auch immer, einen Zugang zu einem musikalischen Wortschatz innehatte, der uns bis heute berührt, aufregt und die Sonne ins Herz strahlen lässt.“
Diese „Mozartsche Lebensfreude“ wünschte der frühere Festspiel-Intendant allen Teilnehmern an der kleinen Feierstunde mit einem coronabedingt sehr begrenzten Personenkreis, darunter auch die Vorstandsvorsitzende des Festspielvereins Europäische Wochen, Rosemarie Weber, gerade jetzt in der Zeit der Pandemie. Die Botschaft von Freyberg: „Lassen wir uns von dem reichen musikalischen Wortschatz des Komponisten berühren, aufregen und die Sonne ins Herz strahlen.“
Die Möglichkeit dazu bot sich gleich im Anschluss beim Gottesdienst mit Generalvikar Ederer, bei dem jeweils ein Satz aus den Sonaten für Flöte und Cembalo A-Dur KV 12 und B-Dur KV aus der Feder des erst achtjährigen Mozart erklang. Ausführende auf der Orgelempore der mit ihrer beeindruckenden Atmosphäre immer wieder glänzenden Wallfahrtskirche Mariahilf waren Barbara Blumenstingl, Leiterin der Städtischen Berufsschule, an der Flöte und Brigitte Fruth, stellvertretende Domkapellmeisterin und Domkantorin, an der Orgel. Bei der gesanglichen Umrahmung der adventlichen Eucharistiefeier am Nikolausabend unterstützte die beiden die Passauer Sopranistin Magdalena Lohr, Mitarbeiterin des Referats Kirchenmusik des Bischöflichen Ordinariats.
Als kleine Geschenke für alle Mitwirkenden hatte Freiherr von Freyberg aus Salzburg importierte Mozartkugeln und Fotografien eines Scherenschnittes der Künstlerin Irmingard Freifrau von Freyberg – seine Tante – mitgebracht. Er zeigt den Knaben Wolfgang Amadeus Mozart beim Vorspiel am Cembalo in einer höfischen Gesellschaft. So wie die Zuhörer damals offen und ganz Ohr waren für die Klänge des musikalischen Wunderkindes, so sollten sich die Menschen gerade im Advent öffnen für Gott, deutete Generalvikar Ederer in seiner Predigt an. „Gott will wirklich bei uns ankommen“, legte er den Gottesdienst-Teilnehmern ans Herz.
(PNP, Montag, 7. Dezember 2020, S. 21)