Fatimatag
Für den vorletzten Fatimatag – am Dienstag, 13. September – konnte Domkapitular Christian Altmannsperger als Hauptzelebrant und Festprediger gewonnen werden.
Viele Gläubige beteten bereits um 18.25 Uhr den Rosenkranz mit P. Thomas. Pater Thomas begrüßte zu Beginn des anschließenden Fatima-Gottesdienstes alle Gläubigen und besonders den Hauptzelebranten und Festprediger, Herrn Domkapitular Christian Altmannsperger. Alle forderte er auf, sich der Gottesmutter anzuvertrauen, um für ein christliches Leben Orientierung im Leben zu finden.
Der Domkapitular bedankte sich für die Begrüßung und zeigte seine Freude über die Feier des Gottesdienstes am Mariahilfer Fatimatag. Er sei für den angekündeten Herrn Domkapitular Claus Bittner eingesprungen. Dann erinnerte er daran, dass die Wallfahrt nach Mariahilf in diesem Jahr 2022 ihr 400-jähriges Jubiläum feiere und wies auf den Ursprung des Fatimatages 1917 hin, wo jeweils am 13. der Monate Mai bis Oktober die Gottesmutter den drei Hirtenkindern in Fatima erschienen war. Dazu forderte er alle auf, gemeinsam „bei diesem Gottesdienst intensiv in den Anliegen und Nöten der Kirche und der Welt – v.a. auch um den Frieden in der Ukraine und in Europa“ zu beten.
In seiner Predigt ging er auf das Evangelium zu Mariä Heimsuchung ein.
Predigt zum Fatimatag in Mariahilf in Passau
Liebe Schwestern und Brüder!
Ein beliebtes Thema für die Maler des späten Mittelalters ist die Begegnung der beiden Frauen Elisabeth und Maria, die schwanger sind und ein neues Leben in sich tragen. Hier treffen zwei Menschen aufeinander, die dem Heiligen in ganz besonderer Weise zugeordnet sind, die ihr Glück einander offenbaren und sich voll tiefer Freude umarmen. Man kann von der Szene, die der Evangelist Lukas schildert, eigentlich nur ehrfürchtig verstummen, und diese Weise der Betrachtung ist eine angemessene Art der Antwort. Fragt man jedoch weiter, dann kommt aus der stillen, bewundernden Verhaltenheit eine Antwort ganz eigener Art. Was kann, was will uns also diese, durch die Malerei und Kunst auf so vielfache Weise dargestellte, Szene aus dem Lukasevangelium sagen?
Maria hatte vom Engel Gottes gehört, dass ihre Verwandte Elisabeth bereits im sechsten Monat und dieses wunderbare Ereignis von Gott bewirkt sei, bei dem nichts unmöglich ist. Was hat die Jungfrau aus Nazaret veranlasst, über das Gebirge zu Elisabeth zu gehen? Ob es wirklich falsch ist zu sagen, sie wollte ihrer Verwandten helfen, ihr beistehen und dienen in der nicht ganz leichten Zeit vor der Geburt des Kindes? – denn Maria blieb etwa drei Monate (vgl. Lk 1,56). War es nicht Feinfühligkeit und seelische Verbundenheit, welche die Nähe der anderen werdenden Mutter rief?
Und die andere Offenbarung enthüllt sich im Verlauf der Begegnung: Die von Gott erwählte Jungfrau aus Nazaret ist eine in Lobpreis ausbrechende Beterin , die sich aufschwingt zu einem Hymnus auf die Größe Gottes; sie jubelt über Gott, ihrem Retter, der als der Mächtige Großes an ihr getan hat. Das Magnificat gibt Einblick in das Herz Mariens, kündet ihr reiches geistliches Innenleben, offenbart die Sprache der ganz Demütigen und Armen, die Zwiesprache, die sie ununterbrochen mit ihrem Gott führt: ihr Beten.
Ob Maria beim Kommen des Engels allein im Gebet versunken war, wie es ein Adventslied besingt, wissen wir nicht; dass sie eine Betende war, das zeigt das Magnificat vor ihrer Verwandten Elisabeth. Diese beiden Haltungen des Betens und des Dienens werden überall im Leben der Gottesmutter sichtbar.
Jüngerschaft Jesu verlangt die gefalteten und die arbeitenden Hände: Gebet und Arbeit. Schon der heilige Benedikt weist in seiner Regel, die er für seine Brüder geschrieben hat, darauf hin, dass beides wichtig sei: „Ora et labora“. „Bete und arbeite“ ermahnte er sie. Wer in die Nachfolge Jesu gerufen ist, durch die Taufe Glied am Leib Christi wurde, mit dem Gottesvolk Kirche dem anbrechenden Reich Gottes pilgernd entgegengeht – ja, es schon unter uns anbrechen lassen will -, der muss beten und für andere da sein. Die Kirche ist die Gemeinschaft der Beter, ja sie lebt vom ununterbrochenen Lobpreis Gottes. Immer wieder gibt es daher auch mancherlei Aufbrüche zu einem intensiveren Gebetsleben mit Gott in der Kirche. Auch die drei Hirtenkinder von Fatima wurden von der Gottesmutter zu intensivem Gebet ermahnt. Viele Christinnen und Christen gehen in die „Schule großer Beter“. Doch andere – vielleicht die Mehrheit – haben das Zwiegespräch mit Gott verlernt. Manche Mitmenschen heutzutage meinen, Gebet sei etwas für ganz fromme Seelen in Klöstern oder Exerzitienhäusern, für ältere Menschen oder vielleicht für jugendliche Schwärmer. Hier geht es jedoch um das zum Leben Unverzichtbare. Es geht dem Menschen die Luft aus, wenn er nicht zu seinem Gott geht, durch das Gebet die Nähe zu Gott sucht und so in seinen Atem eintaucht. Er verliert die Orientierung, wenn er sich nicht immer wieder von Gott sagen lässt, wie der Weg weitergeht. Der Mensch entbehrt die Erfahrung der Barmherzigkeit und der Liebe Gottes, wenn er sich nicht immer wieder in Gottes Arme werfen kann – und es auch tut.
Jesus hat seine Jünger auserwählt, “damit sie bei ihm seien“, das heißt mit ihm im Gebet verbunden sind und um sie auszusenden zu den Menschen, damit sie das Reich Gottes verkünden, Kranke heilen, für andere da sind, ihnen dienend zur Seite stehen (vgl. Mk 3,14ff.). Er sandte sie zum Dienst an den Menschen aus. Wenn das ankommende Reich Gottes sich besonders darin zeigt, dass „den Armen eine gute Botschaft gebracht (wird), den Gefangenen die Entlassung verkündet wird, die Blinden wieder sehen und die Zerschlagenen in Freiheit gesetzt werden“ (vgl. Lk 4,18ff..), und wenn das Endgericht für uns dann gut ausgeht, wenn wir „Hungrigen zu essen und Durstigen zu trinken geben, Fremde und Obdachlose aufnehmen, Nackte bekleiden, Kranke besuchen und ins Gefängnis gehen“ (vgl. Mt 25,35ff.), dann müssten wir, Jüngerinnen und Jünger des Herrn, Glieder der Kirche, eigentlich wissen, was die Stunde geschlagen hat und wie unsere Nachfolge und unser Dienst aussehen muss. Nicht, wer „Herr, Herr“ sagt, geht in das Himmelreich ein, sondern wer die Liebe zu Gott in der Liebe zum Nächsten erweist. Der erste Johannesbrief lässt hier keine Doppeldeutigkeit zu (vgl. Joh 3,17ff,; 4,19ff.). Von Christen muss eine Kraft ausgehen, die versöhnt und heilt. Christinnen und Christen müssen unterwegs sein wie Maria zu Elisabeth, sie müssen den Lobpreis Gottes im Herzen und auf den Lippen haben und die Hände frei für die Menschen – zum Dienst an ihnen.
Nach dem Kommuniondankgebet brachen alle zur Lichterprozession auf. Die anschließende Andacht schloss mit dem eucharistischen Segen.
Für die musikalische Gestaltung sorgten Mitglieder des Mariahilfer Chors und der Mariahilfer Bläser.